Inventar

Während die Räume im ersten Obergeschoss des Strieffler Hauses den Wechselausstellungen vorbehalten sind, präsentieren die Räume im Erdgeschoss und das Atelier Möbel und Gerätschaften aus dem persönlichen Besitz von Heinrich Strieffler und seiner Tochter. So bieten sich den Besucher*innen Einblicke sowohl in die bürgerliche Lebenswelt wie auch in den Arbeitsalltag eines Künstlers zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Heinrich Strieffler begeisterte sich nicht nur für Kunst und Kultur, sondern widmete sich auch über viele Jahrzehnte technischen Neuerungen. Davon zeugt u. a. der Herd in der früheren Küche (heute Museumskasse), der ursprünglich Teil eines von ihm entwickelten Heizungssystems für Einfamilienhäuser war. Bei einer ersten Durchsicht des schriftlichen Nachlasses der beiden Künstler fanden sich darüber hinaus Dokumente, die belegen, dass einzelne Ausstattungsstücke aus bedeutenden regionalen Werkstätten stammen oder auf bedeutende Gestalter wie z. B. Arndt Hartung zurückgehen.

2. Obergeschoss, Nordseite

Arndt Hartung

Möbelentwürfe für Heinrich Strieffler

Über Heinrich Striefflers Ateliereinrichtung zu seiner Studienzeit in München (1891–1897) sowie in Neustadt, Lachen (1901/02) und Edenkoben (1902–1904) ist nichts bekannt. 1904 lässt er sich in Landau nieder, er bezieht eine Wohnung im Ostring 13, im Haus von Emil Leonhard. Für diese lässt er sich von dem Architekten Arndt Hartung (1867–1945) passendes Mobiliar ent­werfen. Die Wahl des Gestalters ist wohl kein Zufall, beide Männer interessieren sich für die Geschichte und die Kultur der Pfalz.
Zu den Möbeln, die Hartung für Heinrich Strieffler entwirft, gehören der Buffetschrank im Esszimmer (Erdgeschoss), das Malpodest mit Modellbaum und der Atelierschrank im Atelier; auch der Zeichentisch geht auf einen seiner Entwürfe zurück. Ganz im Sinne der neuen Gestaltung steht bei all diesen Möbelstücken die Ästhetik im Dienste der „Aufgabe“ des Möbelstücks im Zusammenhang mit dem Wohnen und Arbeiten des Auftraggebers. Mit ihrer Formensprache stehen sie in der Tradition des Münchner Jugend­stils und der Vereinigten Werk­stätten für Kunst und Handwerk unter der Leitung von Richard Riemerschmid (1868–1957) sowie der Dresdner Werkstätten für Handwerks­kunst unter der Leitung von Karl Schmidt-Hellerau (1873–1948). Sie stehen für die Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Erdgeschoss, Südseite

Arndt Hartung wurde 1867 als Sohn eines Zimmermanns in Jena geboren. Er studierte Architektur in Berlin und in München. 1893 kam er nach Landau, zu einem Zeitpunkt, als die Stadt die Fesseln des Festungsgürtels sprengte und sich nach allen Seiten ausdehnte. Hier fand der junge Baumeister ein reiches Betätigungsfeld. Er gehörte zu jenen, die das sich verändernde Stadtbild prägen sollten. Zwischen 1893 und 1904 realisierte er in Landau 32 repräsentative Stadtvillen, mit seinen vom Jugendstil geprägten Entwürfen stand er gestalterisch auf der Höhe seiner Zeit.
Arndt Hartung gelang es, aus seinen Aufträgen Gesamtkunstwerke zu entwickeln. Er entwarf alles: Haus, Innenraum, Einrichtung und Garten. Einige seiner Bauten fanden auch in der überregionalen Fachpresse Anerkennung, so die ehemalige "Harr'sche Handelsschule" am Nordring. Die Fassade ist in gelbem Sandstein gehalten, während für die Treppen der für die damalige Zeit revolutionäre Stahlbeton Verwendung fand. Ein besonderes Zeugnis seines Schaffens ist auch der Geilweiler Hof in Siebeldingen, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt.

Fotografie aus dem Nachlass Strieffler, 1930er

Heinrich Strieffler und Arndt Hartung waren auch privat verbunden. Die beiden Männer fanden nicht nur über die Leidenschaft für die Kunst, sondern auch über die Liebe zur Natur und zum Wandern zu einer lange Jahre währenden Freundschaft. Die Familien der beiden Künstler führten diese Beziehung mit gemeinsamen Festen und Ausflügen über den fachlichen Austausch hinaus.
Arndt Hartung starb 1945 einen Tag vor seinem 78. Geburtstag.


Mobiliar nach Entwürfen von Arndt Hartung im Strieffler Haus

Entwurf: Arndt Hartung (1911)
Entwurf: Arndt Hartung (1911)
"Atelierschrank"
Entwurf von Arndt Hartung, 1912
Entwurf von Arndt Hartung, 1912
"Buffetschrank"
Entwurf von Arndt Hartung, 1912
Entwurf von Arndt Hartung, 1912
"Buffetschrank für Heinrich Strieffler"
Entwurfszeichnung von Arndt Hartung, 1912
Entwurfszeichnung von Arndt Hartung, 1912
"Buffetschrank für Heinrich Strieffler, Frontalansicht"